Fototipps
Starke Frauen-Porträts: So geht’s!
Kennen Sie das? Bei manchen Fotos reicht ein einziger Blick, um ein ganz starkes Gefühl zu wecken: Das Motiv, die Person oder die Stimmung – ein bestimmtes Detail fasziniert so stark, dass es Ihre ganze Aufmerksamkeit beansprucht. Und jedes Mal, wenn mir das passiert, frage ich mich, was es ist, das mir so gut gefällt. Ist es das perfekte Licht, das bezaubernde Lächeln oder vielleicht die ungewöhnliche Perspektive? Am Ende ist die Antwort immer die gleiche: es ist der magische Moment. Dieser einmalige Augenblick, der nicht wiederholbar ist. Eine kurze Zeit, die nur den beiden Menschen hinter und vor der Kamera gehört. Wie Sie dieses besondere Etwas einfangen können, verrate ich Ihnen in diesem Fototipp: Ihr Weg zum starken Frauen-Porträt.
Das Shooting beginnt genau in der Sekunde, in der das Model das Studio betritt. Ein warmer Tee, schöne Musik und aufrichtiges Interesse geben Ihrem Gast das Gefühl, willkommen zu sein. Das ist wichtig, denn offene Kommunikation und Vertrauen sind die Basis für ein gutes Ergebnis. Versuchen Sie die Frau kennenzulernen, die Sie porträtieren möchten. Und erzeugen Sie Emotionen, indem Sie persönliche Fragen stellen – und Gemeinsamkeiten herausfinden. So erhalten Sie Zugang zur Persönlichkeit Ihres Models und können versuchen, diese fotografisch festzuhalten. Denn ein Porträt-Shooting ist immer auch ein Dialog zwischen Fotograf:in und Model.
Wenn Sie sich erst seit Kurzem für Fotografie interessieren, kommt Ihnen das Gefühl der Unsicherheit vielleicht bekannt vor. Aber keine Sorge: Keep it simple! Gerade zu Beginn versuchen viele Fotograf:innen mit schrillen Requisiten und auffälligen Locations zu punkten. Mein Tipp: Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche. Und das ist die Frau, die vor Ihrer Linse steht. Überladende Hintergründe sorgen zwar für Aufmerksamkeit, lenken aber vom Gesicht des Models ab. Dabei sind die Geschichten, die das Gesicht einer Frau erzählen kann, unendlich und wunderschön. Weitere Tipps von mir zum richtigen Fokus und zur Komposition finden Sie hier.
Die Schönheit liegt in der Perfektion? Das finde ich nicht. Wenn man die vermeintlichen Fehler und natürlichen Makel bei sich selbst und seinem Gegenüber akzeptiert, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Und zwar auch für das Porträt-Shooting! Ein perfektes Porträt, das ein perfektes Gesicht zeigt, wirkt auf mich unnahbar – und manchmal auch einfach langweilig. Unvollkommenheit bedeutet hingegen auch immer Einzigartigkeit. Und das ist zufällig eine der wichtigsten Aspekte in der Fotografie. Was für das Model gilt, ist auch für Sie als Fotograf:in von Bedeutung: Dreck auf der Linse, gezielter Out-of-Focus-Stil oder bewusste Bewegungsunschärfe sorgen für Resultate, die vielleicht nicht perfekt, aber eben auch nicht austauschbar sind. Sondern einmalig. Was hingegen perfekt sein darf, ist das Licht: Hier finden Sie meine besten Tipps zur Ausleuchtung.
Schauen Sie Ihrem Model direkt in die Augen! Eine starke Augenpartie erweckt jedes Porträt sofort zum Leben. Sie ist ein wichtiges Element, weil sie uns dabei hilft, Gesichter zu lesen und zu verstehen. Ein Porträt, das klare und ausdrucksstarke Augen zeigt, wirkt lebendig. Und viel intensiver! Die Augen sind der Blickfang für alle, die das Foto am Ende betrachten. Und führen zu dem Bedürfnis, das ganze Gesicht erforschen zu wollen – das größte Kompliment für gute Arbeit.
In der Fotografie gibt es bestimmte Regeln. Aber ich finde, dass der Spaß erst dann beginnt, wenn man anfängt diese Regeln zu brechen: Experimentieren Sie doch einfach mal mit dem Fokus. Fokussieren Sie Hände und Arme Ihres Models manuell, sodass das Gesicht im Hintergrund unscharf zu erkennen ist. Diese Art zu fotografieren erzeugt eine besondere Atmosphäre, die sich von perfekt fokussierten Motiven abhebt. Spielen Sie mit der Tiefenschärfe, um bestimmte Aspekte des Gesichts hervorzuheben: Die Augen, den Mund oder ein anderes Detail. Es funktionert!
Geheimtipps vom Profi
Und falls die Stimmung einfach nicht ins Rollen kommt, können Sie sich auf meine Geheimtipps verlassen:
Bring The Beat – Musik entspannt nicht nur Sie, sondern auch Ihr Model. Sie ruft Erinnerungen hervor und weckt Emotionen. Schlagen Sie ihr vor, etwas zu tanzen, so entstehen natürliche und authentische Posen.
Augen zu und durch – Um einen noch engeren Kontakt zum Model zu bekommen, fotografieren Sie nicht durch die Linse, sondern „blind“. Legen Sie die Kamera dafür auf Ihren Schoß und fokussieren Sie nur kurz für die erste Aufnahme. Danach stellen sie auf manuellen Fokus um.
Spiegelkabinett – Animieren Sie Ihr Model loszulassen. Lacht sie, lachen Sie einfach lauter – und schräger. Tanzt sie, tanzen Sie auch. Und zwar so, als ob keiner zusieht. So nehmen Sie Ihrem Model die Unsicherheit und erreichen, dass sie mehr von sich zeigt, als sie vielleicht selbst erwartet hätte.
Zusammenfassend kann ich also sagen: Haben Sie einfach Spaß. Finden Sie heraus, was sich gut anfühlt: Für Sie – und für Ihr Model. Bilden Sie eine Einheit. Dann holen Sie gemeinsam das Beste aus dem Shooting heraus. Ich wünsche von Herzen viel Spaß beim Fotografieren.
Alles Liebe
Ihre Marta