Fototipps
Nutze den Raum: Indoor-Porträtfotografie
Für mich gibt es nichts Schöneres, als das Wesen eines Menschen mit meiner Kameralinse einzufangen – und als authentische Porträts festzuhalten. Begleite mich bei einem Shooting durch ein altes Industriegebäude mitten in Bremen. Ich zeige dir, worauf du bei deinem Fotospot achten solltest und wie du Licht und Schatten optimal einsetzen kannst – egal ob mit einer Kamera oder dem Smartphone.
What You See Is What You Get
Wer gute Fotos will, muss in erster Linie nicht das Fotografieren lernen – sondern das Sehen. Damit auch dir professionelle Fotos gelingen, gibt Porträt- und Hochzeitsfotografin Marta Urbanelis in Zusammenarbeit mit uns ihr geballtes Foto-Wissen an euch weiter. Wie entstehen an alltäglichen Orten ohne viel Equipment wunderbare Ergebnisse? Exklusive und detaillierte Tipps dafür erfahrt ihr in unserer neuen Fototipp-Serie „What You See Is What You Get“.
Sehen lernen: Lichtspots in deiner Location finden
Liebe auf dem Foto
So kreiert Marta Urbanelis auf ihren Fotos Lebensfreude:
Echtes Lachen
Ich versuche bei einem Shooting, mein Model zum Lachen zu bringen. Denn ein Lachen, das von Herzen kommt, strahlt Wärme aus und bringt Lebendigkeit in das Porträt.
Bewusste Atmung
Manchmal bitte ich mein Model, ein- und auszuatmen. Ein simples – aber effektives – Mittel, um eine entspannte Mimik und Körperhaltung zu erzielen.
Musik
Das Lieblingslied meines Models sorgt auf Knopfdruck für eine lockere Atmosphäre –und weckt echte Emotionen. Diese spontanen Momente fange ich mit vielen aufeinanderfolgenden Fotos ein.
Kein direkter Blick in die Kamera
Häufig schauen wir direkt in die Kameralinse, sobald wir fotografiert werden. Dabei wirkt ein abschweifender Blick viel intimer – wie ein flüchtiger Moment aus dem Leben.
Natürliche Bewegungen
Kleine Gesten, wie das Spielen mit den Haaren, erzeugen Dynamik und verleihen mit abwechslungsreichen Posen jedem Porträt einen lebendigen Charakter.
Ein Klassiker der Porträtfotografie: Um sanfte Porträts ohne harte Schatten zu kreieren, stellst du dein Model ins Frontallicht – oder wie ich es gerne nenne: „Beauty-Light“. Das Fenster befindet sich dabei direkt hinter der Kamera, sodass das Licht gleichmäßig auf das Gesicht fällt. Mit dieser Technik kannst du ungewollte Schattenbildung im Gesicht minimieren und das Hautbild verfeinern.
Künstlerische Kontraste: Rembrandt-Licht
Porträts wie gemalt: Ich arbeite bei meinen Shootings gerne mit seitlichem Lichteinfall. Das verleiht dem Gesicht eine schöne Tiefe – und dem Foto mehr Dreidimensionalität. Das Model wird dabei so zur Lichtquelle positioniert, dass das Gesicht nicht frontal, sondern seitlich beleuchtet wird. Auf diese Weise entsteht ein markantes Licht-Dreieck auf der Schattenseite des Gesichts – ein charakteristisches Merkmal der „Rembrandt-Beleuchtung“. Diese Technik, benannt nach dem niederländischen Künstler Rembrandt van Rijn, erinnert an die dramatischen Kontraste in dessen Gemälden und verleiht jedem Porträt einen klassischen und zugleich zeitlosen Look.
Um das Model optimal in Szene zu setzen, liebe ich es, mit Framings zu arbeiten. Doch was genau bedeutet das? Beim Framing handelt es sich um ein Stilmittel der Fotografie: Es geht darum, das Motiv durch künstliche oder natürliche Rahmen „einzurahmen“. Dafür bietet unsere Indoor-Location zahlreiche Möglichkeiten – mehr als du vielleicht im ersten Moment vermutest. Vor allem in alten Industriegebäuden kannst du Türen, Fenster, Balken und Säulen als Rahmen nutzen. Und die Aufmerksamkeit direkt auf dein Model lenken.
Erst Kamera, dann Smartphone
Mit Gegenlicht zu arbeiten ist eine meiner Lieblingsmethoden, um cinematische Effekte zu erschaffen. Ich positioniere mein Model dafür direkt vor das Hauptlicht, sodass ein hoher Kontrast entsteht. Mit einem faszinierenden Ergebnis: Die besondere Lichtstimmung erzeugt eine Art Schein um das Model und lässt so selbst feinste Konturen hervortreten. Ein wirkungsvolles Porträt – auch wenn das Gesicht selbst kaum zu erkennen ist.
Tricksen erlaubt
Mit der passenden Technik kannst du bereits beim Shooting viel aus deinen Fotos herausholen. Eine coole Location, die richtige Position – mit Licht und Schatten spielen: Oft sind es die kleinen Unterschiede, die dein Model erstrahlen lassen.
Trotzdem fasziniert es mich, beim Fotografieren zu experimentieren und mit einfachen Hilfsmitteln große Effekte zu erzielen. Hier gilt: einfach ausprobieren. Eine meiner Favoriten? Die DIY-Schablone. Eine langer, schwarzer Pappstreifen mit verschieden breiten Ausschnitten. Diese halte ich einfach vor mein Objektiv – so kann ich einfach den Hintergrund abdunkeln und störende Lichtreflexionen überdecken. Wie genau das aussieht, erfährst du im Video.
Eine Wand? Deine Leinwand!
Ein zurückhaltender Hintergrund wie eine farbige Wand lässt dir viele Freiheiten bei deinem Fotoshooting. Denn bei diesem Setting musst du nicht auf Symmetrie, Führungslinien oder andere Elemente achten – hier steht die Liebe und das Menschliche im Vordergrund. Achte nur auf eine passende Lichtquelle, um dein Model zu beleuchten. Und schon kann es losgehen!
Du siehst: Es geht auch ohne professionelles Equipment. Wichtig ist nur, den Blick fürs Besondere zu haben – damit findest du die perfekte Location für dein Shooting.
Das sind meine Top-Tipps für dich auf einen Blick:
- Nutze den Raum
Lenke den Blick mit vorhandenen Führungslinien und Framings auf dein Model – dafür eignen sich vor allem Tür- und Fensterrahmen. So erzeugst du spannende Perspektiven und bringst Tiefe in das Porträt. - Bringe Liebe ins Foto
Das Wichtigste bei einem Shooting: eine entspannte Atmosphäre. Sorge dafür, dass sich dein Model wohlfühlt – zum Beispiel mit einem lockeren Song. Authentische Aufnahmen garantiert! - Spiele mit Kontrasten
Jede Beleuchtung hat eine andere Wirkung: Mit einer frontalen Lichtquelle reduzierst du harte Schatten. Einen dramatischen Effekt erzielst du mit seitlicher Beleuchtung – Gegenlicht eignet sich hingegen fantastisch für Experimente!
Es braucht nur etwas Übung, Kreativität und eine große Portion Leidenschaft: So gelingen dir beeindruckende Porträts. Ob mit der Kamera oder auch dem Smartphone – einfach perfekt unperfekt. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Alles Liebe!
Deine Marta